So verträumt, romantisch, ernsthaft, naiv und hingebungsvoll muss man erstmal sein. Eine sanfte Form von Postrock, eher Pop. Sehnsüchtige Gitarren und ein empfindsames Piano vereinen sich zu einem mächtigen Strom, dazu ein Cello und die helle, zurückgenommene Stimme von Claes Strängberg. Ein Kleinod in dieser lauten Welt. Natürlich ist ein Vergleich mit Sigur Rós erlaubt.
So stand es zumindest auf dem Flyer.
~IMMANU EL~
Bei diesem Namen assoziierte ich erst eine französische 70er-Jahre Filmreihe mit viel nackter Haut, auch wenn der etwas anders geschrieben wurde.
In Wirklichkeit ist das eine Offenbarung im Post-Rock, den ich erst letztes Jahr auf der Fusion für mich entdeckte. Bislang wusste ich noch nicht einmal von der Existenz so einer Musikrichtung (Rock, der mit der Post verschickt wird!?!?!??). Jetzt kann ich nicht mehr ohne. Diese Zartheit und Melancholie, verpackt in viele unterschiedlich ge- und verspielte Gitarren, die mich mitnehmen auf eine Reise zwischen Himmel und Erde. Schwebend ohne festem Grund unter mir und doch einer greifbaren Struktur. Diese Musik ist ergreifend, packend und ich habe jedes Mal das dringende Bedürfnis mich auszuweiten. Eigentlich geschieht das ohne überhaupt vorher zu fragen. Ich mag die Zwischenräume in den Tönen. Ich mag es, wie sie sich Zeit nehmen für die Musik. Alles hat seinen Platz und spielt harmonisch ineinander. Zeitweise gab es sogar drei Gitarren gleichzeitig auf der Minibühne (wenn sich einer auch nur 10 Zentimeter bewegt hätte, wären sie sich in die Quere gekommen). Drei Gitarren und trotzdem kein überlagerter Sound. Es war alles perfekt ausgefüllt. Die meiste Zeit genoss ich augenschließend das Konzert. Die Musik malte Farben und Gebilde. Die Noten vermittelten sehnsüchtige Gefühle in mir und für einen Moment war ich ganz allein. Wenn ich die Augen öffnete beobachtete ich faszinierend, die Ruhe und Besonnenheit wie sie mit ihren Instrumenten eins wurden. Und wie sie plötzlich aus der Ruhe heraus explodierten. Manchmal angekündigt und manchmal nicht erwartend. Alle zusammen perfekt abgestimmt. Wahnsinn. Mit der zarten, rauen Stimme des gerade mal 22jährigen Sängers untermalt, war von solch einer Stärke und einem Ausdruck, der so reif und ausgefeilt nur von einem mindestens Mitte 30jährigen hätte kommen können. Alles Blödsinn! Die Seele ist viel älter und die Musik lebt von seelischer Tiefe.
Trotz keiner bewussten Vorstellung, war ich sehr überrascht, dass dieser kleine Club mit unter hundert Menschlein, sich mit so einer wunderbar zart bis hart perfekt abgestimmten Akustik füllte.
Absolut unterstützenswert und ein toller Vorbote meiner eigentlichen Helden „EF“ im Mai.
Zwar fällt es mir sehr schwer die Musik unmittelbar zu teilen, weil ich mittendrin so sehr im Gespräch und eins mit ihr bin, aber dennoch bin ich froh so eine besondere Begleitung dabei zu haben, die die Musik ebenso lebt, liebt und versteht, wie ich es tue… *danke dafür!*