Dr. med. Munther Sabarini, ein renommierter Experte für Wirbelsäulenbeschwerden und Gründer der Avicenna Klinik in Berlin, räumt in einem Interview mit Missverständnissen und Mythen rund um das Thema “Rücken” auf. Im Folgenden werden einige falsche Annahmen behandelt, um eine klarere Perspektive auf Rückenschmerzen zu bieten.

Irrtum 1: Kaltes Wetter als Auslöser von Rückenbeschwerden?

Dr. Sabarini klärt auf: Eine weit verbreitete Annahme, die jedoch nicht den tatsächlichen Zusammenhängen entspricht. Die Kälte allein ist nicht der Auslöser für Rückenschmerzen oder einen Bandscheibenvorfall. Tatsächlich führt mangelnde Bewegung infolge des Frierens zu Veränderungen im Bänder- und Muskelapparat. Dies kann zu Verspannungen und Zerrungen führen, die langfristig Rückenbeschwerden verursachen können. Gezielte Bewegung und Gymnastik können dabei helfen, solche Beschwerden zu lindern.

Irrtum 2: Ist Wärme das beste Mittel gegen Rückenschmerzen?

Dr. Sabarini erklärt: Die Anwendung von Wärme hängt von der Ursache der Rückenschmerzen ab. Bei muskulären Verspannungen und Zerrungen kann Wärme die Durchblutung verbessern und die Muskeln entspannen. Jedoch kann Wärme bei Prellungen, akuten Entzündungen oder eingeklemmten Nerven die Schmerzen verstärken. Bei stumpfen Verletzungen und Prellungen hingegen kann Kälte helfen, die Heilung zu fördern und die Schmerzen zu lindern. Es ist wichtig, die Ursache der Rückenschmerzen zu kennen, um die geeignete Therapie anzuwenden.

Irrtum 3: Das Verordnen von Bettruhe bei Rückenschmerzen

Dr. Sabarini stellt klar: Das früher gängige Konzept der Bettruhe bei Rückenschmerzen ist überholt. Heutzutage ist es wichtig, die Beweglichkeit zu erhalten und zu fördern, auch bei Patienten mit Osteoporose oder anderen Erkrankungen. Der Körper baut Strukturen ab, die nicht genutzt oder trainiert werden. Deshalb sind Physiotherapie, gezielter Muskelaufbau und Beweglichkeitstraining selbst bei geschwächten Patienten von großer Bedeutung.

Irrtum 4: Die Bedeutung der richtigen Haltung

Dr. Sabarini erklärt: Eine einseitige, schiefe oder starre Haltung führt zu Fehlbelastungen und langfristigem Verschleiß. Es ist wichtig, eine aufrechte Haltung beizubehalten, jedoch ohne dabei steif zu werden. Eine ausgewogene Körperhaltung ist entscheidend, um Muskeln und Gelenke zu entlasten und eine Überlastung zu vermeiden.

Irrtum 5: Rückenschmerzen sind ein Zeichen des Alterns

Dr. Sabarini: Spöttische Kommentare bei Rückenbeschwerden wie “Na, wirst du langsam alt?” sind vollkommen falsch. Rückenschmerzen können jeden Menschen betreffen, unabhängig von Alter oder Lebensstil. Die Ursachen für Rückenschmerzen können genetisch bedingte Erkrankungen, Unfälle, Fehlstellungen, Überbeanspruchung mit Verschleißfolge oder sogar Tumore sein. Es ist wichtig zu verstehen, dass nicht alle Rückenschmerzen zwangsläufig von der Wirbelsäule ausgehen. Anhaltende oder sich verschlimmernde Beschwerden sollten immer ärztlich abgeklärt werden. In den meisten Fällen können Physiotherapie und Muskelaufbau durch Sport dazu beitragen, Rückenschmerzen zu lindern und vorzubeugen.

Rückenschmerzen können somit jeden treffen und die Ursachen sind vielfältig. Ob genetische Veranlagung, Unfälle, Fehlstellungen oder Überbeanspruchung, es gibt zahlreiche Möglichkeiten der Behandlung. Neben Physiotherapie und gezieltem Muskelaufbau stehen moderne, minimalinvasive Verfahren zur Verfügung, die eine nachhaltige Schmerzlinderung und Verbesserung der Lebensqualität ermöglichen. Bei anhaltenden oder sich verschlimmernden Beschwerden ist es ratsam, einen Arzt aufzusuchen, um eine individuelle Diagnose und Therapie zu erhalten.

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