Das Abstillen ist ein sehr individueller Prozess – sowohl emotional als auch körperlich. Für viele Mütter bedeutet es einen wichtigen Schritt in der Entwicklung des Kindes, aber auch eine Phase voller Fragen und Unsicherheiten. Besonders Brustschmerzen beim Abstillen sind ein häufiges Thema, das viele Frauen beschäftigt.
Der Körper stellt sich langsam (oder manchmal auch sehr abrupt) darauf ein, weniger oder keine Milch mehr zu produzieren. Diese Umstellung kann unangenehm sein und in manchen Fällen sogar zu einem Milchstau beim Abstillen führen. Umso wichtiger ist es, diesen Prozess mit Verständnis, Geduld und dem nötigen Wissen zu begleiten.
Inhaltsverzeichnis
Wann ist der richtige Zeitpunkt zum Abstillen?
Den „richtigen“ Zeitpunkt zum Abstillen gibt es nicht – er ist von Familie zu Familie, von Mutter zu Mutter verschieden. Viele Frauen entscheiden sich zum Abstillen, wenn:
- das Baby beginnt, feste Nahrung zu essen (meist um den 6. Lebensmonat),
- die Mutter wieder arbeiten geht,
- das Kind von selbst weniger Interesse am Stillen zeigt,
- die Mutter körperlich oder emotional bereit ist, das Stillen zu beenden.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, in den ersten sechs Monaten ausschließlich zu stillen und danach – neben Beikost – weiterzustillen, solange Mutter und Kind es möchten.
Wichtig ist: Egal, ob du schrittweise oder abrupt abstillst – höre auf dein Bauchgefühl. Es ist dein Körper, dein Kind und eure gemeinsame Entscheidung.
Abstillen: Wie lange dauert es?
Wie lange das Abstillen dauert, hängt stark davon ab, wie häufig du vorher gestillt hast und wie dein Körper auf die hormonellen Veränderungen reagiert. Manche Mütter stillen innerhalb weniger Tage oder Wochen komplett ab, andere brauchen Monate für einen sanften Übergang.
Ein langsames Abstillen ist für den Körper meist angenehmer, weil sich die Milchproduktion nach und nach reduziert. Das reduziert das Risiko für einen Milchstau beim Abstillen und hilft, hormonelle Schwankungen sanft abzufedern.
Tipp: Wenn du das Stillen z. B. von fünf Mahlzeiten am Tag auf vier reduzierst, gib deinem Körper mindestens drei bis fünf Tage Zeit, bevor du die nächste Stillmahlzeit weglässt. So kann sich deine Brust schrittweise anpassen.
Welche Symptome treten beim Abstillen auf?
Beim Abstillen durchläuft dein Körper eine hormonelle und physische Umstellung. Dabei können unterschiedliche Symptome auftreten – manche harmlos, andere unangenehm. Dazu zählen:
Körperliche Symptome:
- Spannung und Schmerzen in der Brust
- Milchstau oder Verhärtungen
- Leichtes Fieber (bei beginnender Brustentzündung)
- Hormonelle Schwankungen (z. B. Kopfschmerzen, Müdigkeit)
Emotionale Symptome:
- Traurigkeit oder Weinerlichkeit
- Stimmungsschwankungen
- Gefühle von Verlust oder Schuld
Diese Reaktionen sind völlig normal – du bist nicht allein damit! Viele Frauen erleben beim Abstillen einen kleinen „Babyblues“, der durch den sinkenden Prolaktin- und Oxytocin-Spiegel verursacht wird. Gönn dir Ruhe, sei freundlich zu dir selbst und sprich mit anderen Müttern oder einer Stillberaterin, wenn du Unterstützung brauchst.
Was tun bei Brustschmerzen beim Abstillen?
Brustschmerzen beim Abstillen sind eines der häufigsten Probleme – vor allem, wenn du zu schnell abstillst oder der Milchfluss nicht richtig abgebaut wird. Damit Schmerzen gar nicht erst entstehen oder schnell gelindert werden, helfen folgende Tipps:
- Langsam abstillen
Ein schrittweises Reduzieren der Stillmahlzeiten ist der beste Weg, um Schmerzen zu vermeiden. So kann sich die Brust in Ruhe anpassen, und die Milchproduktion sinkt allmählich.
- Nur bei Bedarf ausstreichen
Die Brust produziert weiter Milch, solange sie geleert wird. Wenn du zu viel ausstreichst oder abpumpst, regst du die Produktion wieder an. Deshalb: Nur dann ausstreichen, wenn die Brust sehr gespannt ist oder schmerzt – und nur so viel, dass der Druck nachlässt.
- Kühlen gegen Schmerzen
Kühle Quarkwickel, kalte Kompressen oder ein in den Kühlschrank gelegtes Kohlblatt helfen, Schmerzen und Schwellungen zu lindern. Kohl enthält entzündungshemmende Stoffe und ist ein bewährtes Hausmittel bei Milchstau.
- Salbeitee trinken
Salbei wirkt milchhemmend. Zwei bis drei Tassen Salbeitee am Tag können helfen, die Milchbildung sanft zu reduzieren. Auch Pfefferminztee hat eine ähnliche Wirkung.
- Leichte, stützende BHs tragen
Ein gut sitzender, nicht einengender Still-BH entlastet das Brustgewebe und lindert das Druckgefühl. Vermeide enge Kleidung, die die Brust abschnürt.
- Auf Milchstau achten
Wenn die Brust sehr hart wird, gerötet ist oder du Fieber bekommst, kann das auf einen Milchstau beim Abstillen hindeuten. In diesem Fall hilft sanftes Ausstreichen, Wärme vor dem Stillen (z. B. durch eine Wärmflasche) und ggf. Rücksprache mit deiner Hebamme oder Stillberaterin.
Wie schnell gewöhnt sich die Brust an das Abstillen?
Dein Körper ist erstaunlich anpassungsfähig – dennoch braucht die Brust Zeit, sich auf das veränderte Stillverhalten einzustellen. Die Geschwindigkeit hängt davon ab:
- Wie häufig du vorher gestillt hast
- Wie sanft der Abstillprozess ist
- Wie empfindlich deine Brust auf Spannungen reagiert
In der Regel gewöhnt sich die Brust innerhalb von ein bis zwei Wochen an jede reduzierte Stillmahlzeit. Bei einem schrittweisen Vorgehen ist der Prozess deutlich angenehmer und meist ohne starke Brustschmerzen beim Abstillen möglich.
Wenn du abrupt abstillen musst (z. B. aus medizinischen Gründen), kann die Brust für einige Tage stark spannen. Hier helfen kühlende Maßnahmen und ggf. das vorübergehende Ausstreichen kleiner Mengen.
Wie oft muss ich die Brust beim Abstillen ausstreichen?
Die Faustregel lautet: So selten wie möglich, so oft wie nötig. Das bedeutet:
- Wenn deine Brust leicht spannt, aber noch erträglich ist: nicht ausstreichen.
- Wenn sie unangenehm drückt oder schmerzt, kannst du vorsichtig eine kleine Menge Milch ausstreichen – gerade so viel, dass der Druck nachlässt.
- Vermeide vollständiges Entleeren – das signalisiert deinem Körper, dass weiterhin Milch gebraucht wird und verzögert den Abstillprozess.
Ein paar Tipps zum richtigen Ausstreichen:
- Hände vorher waschen.
- Mit warmem Waschlappen oder Dusche die Brust „anwärmen“.
- Die Brust sanft massieren.
- Dann vorsichtig mit Daumen und Zeigefinger (nicht direkt an der Brustwarze!) Milch ausstreichen.
Bei Unsicherheit oder starkem Spannungsgefühl kann auch eine Stillberaterin helfen.
Fazit
Das Abstillen ist ein natürlicher, aber manchmal herausfordernder Abschnitt im Leben einer Mutter. Brustschmerzen beim Abstillen sind dabei keine Seltenheit – besonders wenn der Körper plötzlich mit der Veränderung konfrontiert wird. Doch mit etwas Geduld, der richtigen Pflege und einem sanften Vorgehen kann der Übergang gut gelingen.
Ob du dich für das Abstillen schnell und schmerzlos oder für einen langsameren Weg entscheidest – wichtig ist, dass du dich wohlfühlst. Achte auf deine körperlichen Signale, sei achtsam im Umgang mit dir selbst und scheue dich nicht, bei Beschwerden professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.