Kleine Grünflächen im direkten Wohnumfeld sind zunehmend als relevante Bausteine für den Schutz der Artenvielfalt anerkannt und schon ein paar wenige Quadratmeter artenreicher Lebensraum tragen messbar zum Gesamtartenreichtum in dicht bebauten Gebieten bei.

Warum kleine Flächen für die Stadtnatur zählen

Stadtgärten, Brachen und kleine Vegetationsinseln sind wichtige Rückzugsräume für Insekten, Vögel und andere Tiere, wobei bereits kleine Flächen, die kleiner als 20 Quadratmeter sind, einen erheblichen Anteil der artenreichen Standorte ausmachen und dennoch einen vergleichbaren Artenreichtum wie größere Flächen aufweisen. Vor dem Hintergrund intensiv genutzter Agrarlandschaften rücken kleinräumigen, oft strukturreichen Gärten damit stärker in den Fokus des Biodiversitätsschutzes.

Bausteine eines artenreichen Mikrohabitats

Mikro-Biodiversität entsteht selten durch eine einzelne Maßnahme, sondern eher durch ein Mosaik verschiedener Strukturen. Entscheidend sind Faktoren wie Blühangebot über die Saison, Nist- und Rückzugsmöglichkeiten, Wasserverfügbarkeit und die Reduktion von Störungen durch übermäßige Pflege oder den Einsatz von Pestiziden.​

Auf kleinen Flächen lassen sich diese Elemente oft mit überschaubarem Aufwand kombinieren:

  • Blühstreifen oder Blumeninseln mit heimischen Wildpflanzen
  • Kleinstrukturen wie Stein-, Sand- oder Totholzecken
  • Wasserstellen in Form von flachen Schalen oder Miniteichen
  • Bereiche mit höherem Bewuchs, die nicht regelmäßig gemäht werden

Solche Mikrohabitate erhöhen die sogenannte Beta-Diversität, also die Unterschiede in der Artenzusammensetzung zwischen Standorten, und tragen damit zur Vielfalt im Gesamtsystem Stadt bei.​

Saatkugeln als Werkzeug für kleine Standorte

Saatkugeln, häufig auch als Seedballs oder Samenbomben bezeichnet, verbinden Saatgut mit Substratbestandteilen wie Ton und Kompost zu formstabilen Kugeln und können auf Seiten wie Seedball-Factory.de gefunden werden. Sie lassen sich auf kleine Flächen, Randstreifen oder schwer zugängliche Bodenbereiche ausbringen, wo sie bei ausreichender Feuchtigkeit zerfallen und das Saatgut freigeben. Für mikrostrukturelle Standorte im privaten Bereich kann dies eine Methode sein, Blühpflanzen einzubringen, ohne den Boden großflächig zu bearbeiten.​ Je nach Mischung eignen sich Seedballs für Wildblumen, Kräuter oder spezielle Insektenpflanzen. Kriterien bei der Auswahl, die beachtet werden sollten, sind unter anderem die Herkunft des Saatguts, die Eignung für den jeweiligen Standort, Blühzeitpunkte und Pflegeaufwand.

Beispiele für Mikro-Biodiversität zu Hause

Im unmittelbaren Wohnumfeld eröffnen sich verschiedene Ansatzpunkte, um die biologische Vielfalt auf kleinem Raum zu unterstützen. Balkone können zum Beispiel durch Kästen mit Wildblumenmischungen, Kräuterinseln und Rankpflanzen für Insekten und Vögel attraktiver werden, während in Innenhöfen gezielte Blühinseln und Nistmöglichkeiten für Wildbienen angelegt werden können. Auch Rasenflächen in Vorgärten lassen sich teilweise in Wiesenbereiche umwandeln, indem Mahdintervalle verlängert und Arten mit unterschiedlichen Blühzeitpunkten eingesät werden.​ Ein weiterer Hebel liegt in der Reduktion versiegelter Flächen, denn wo sich Zufahrten, Wege oder Sitzecken mit wasserdurchlässigen Belägen, Fugenbegrünung oder Pflanzinseln gestalten lassen, entstehen zusätzliche Mikrolebensräume. In Summe können viele dieser kleineren Anpassungen einen spürbaren Einfluss auf das Nahrungsangebot und die Strukturvielfalt im Quartier haben.​

Kommunale Strategien und private Gärten

Inzwischen verankern mehrere Kommunen und Bundesländer die urbane Biodiversität ausdrücklich in Strategien, Leitfäden und Konzepten zur biologischen Vielfalt. Diese weisen darauf hin, dass vernetzte Biotopsysteme aus öffentlichen Grünflächen, Brachflächen und Privatgärten eine wichtige Basis für resiliente Stadtnatur bilden. Langfristig hängt der Beitrag kleiner Flächen davon ab, wie konsequent Strukturreichtum geschaffen und erhalten wird. Werden Gärten, Balkone und Innenhöfe als Bausteine eines größeren ökologischen Netzwerks verstanden, lassen sich aus vielen einzelnen Maßnahmen messbare Effekte auf die Artenvielfalt und die Stadtnatur ableiten.

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