Markt-Planck-Gesellschaft
Mit dem Lead Discovery Center “bricht die Max-Planck-Gesellschaft (…) gleich mit zwei Traditionen. Erstens: Sie verlässt das Gebiet der Grundlagenforschung und will Ideen aus ihren Labors in (Pharma-)Produkte umsetzen. Zweitens: Sie will damit echtes (sic) Geld verdienen.” (Andreas Sentker in “Zeit”, 26.6.2008, S. 31).
Ein weiterer Erfolg bei der Zurückdrängung von Grundlagenforschung zugunsten von profitabler Anwendungsorientierung und Marktkonformität. Ein “längst überfälliger Aufbruch” (Sentker, a.a.O.) ? Nein, eine Aufgabe von Positionen und ein Einschwenken auf Marktkurs. Zwar wird in der MPG festgehalten, Grundlagenforschung habe “nämlich gerade nicht den Auftrag, vom Markt getriebene Verbesserungen vorzulegen” (Peter Gruss, Rede auf der 59. Jahresversammlung der MPG, Presseinformation der MPG FP/2008 (146), 30.6.2008) – es gibt aber auch die andere Seite:”Dennoch: Die Wissenschaftler der Max-Planck-Gesellschaft stehen mit beiden Beinen im Leben” (Gruss, a.a.O.). Wohl in diesem Sinne verfolgt das LDC durchaus kommerzielle Interessen: “Als unabhängiges, kommerziell orientiertes Unternehmen wird das LDC viel versprechende Projekte aus der Grundlagenforschung aufnehmen und über die verschiedenen Stufen der Wirkstoffentwicklung bis hin zu pharmazeutisch aktiven Substanzen entwickeln, die direkt in präklinische und klinische Studien eingebracht werden können” (Pressemitteilung der MPG:”Lead Discovery Center geht an den Start”). Angestrebt wird Attraktivität für “Einlizenzierung oder Entwicklungspartnerschaft mit der biopharmazeutischen Industrie” (a.a.O.).
Warum wird das gemacht? Zu wenig Geld? Überzeugung von der Richtigkeit der Marktorientierung von Wissenschaft (trotz schöner anderer Worte)? Übernahme der Position von der zu großen Distanz zwischen Grundlagenforschung und Anwendung? Das eine und das andere machen? Oder einfach: Dem Trend folgen? Und außerdem natürlich: Der globale Wettbewerb als Rundumlegitimation.
Kommerzielle Kitas
Nach Auffassung von der Leyens soll der Staat in Zukunft kommerzielle Kitas ebenso fördern (müssen) wie gemeinnützige (s. SZ 24.6.2008, S. 4 und 6, zum “Kinderförderungsgesetz”).
Expansion des Marktes in die Kinderbetreuuung – das entspricht der Logik der bisherigen, intendiert in diese Richtung in Gang gesetzten Bewegung. Warum sollten lukrative Bereiche vom Profitmachen ausgeschlossen bleiben? Kann man nicht Kleinkinder dazu genau so benutzen wie Patienten, Schüler, Studierende, Weiterzubildende? Der Markt erlegt sich keine Grenzen auf – es sei denn, etwas lohnt sich nicht.
Frühförderung wird zur Geldquelle. Im Gegensatz zu anderen Bevölkerungsteilen, die in wesentlichen Lebensbereichen dem Markt unterworfen werden, können sich kleine Kinder nicht selbst gegen Markt und seine Auswirkungen zur Wehr setzen.
Erwünschter neuer Typ: Der Wissenschaftsgeschäftsmann
- beteiligt sich an Unternehmen oder gründet welche,
- meldet Patente an,
- geht strategische Allianzen ein,
- ist verwertungsorieniert,
- wechselt zwischen Wissenschaft und Wirtschaft,
- schreibt (in rascher Folge) Aufsätze statt Bücher (unzeitgemäßes Medium),
- fungiert allenfalls als Herausgeber von Aufsatzsammlungen,
- organisiert Kongresse,
- pflegt internationale Kontakte (nur die, die etwas einbringen),
- berät alles, was beratbar ist,
- managt alles als “Projekt”,
- agiert in seinem Breich als Machiavellist, betreibt Machtpolitik,
- befördert die erfolgreiche Wirtschaftsform des Kapitalismus einschließlich Globalisierung,
- hält die Verbindung von persönlichem Vorteil, Geschäft und Wissenschaft für eine – ihm selbst und anderen – fruchtbringende Vorgehensweise,
- kann – wenn opportun – Skrupel gut kommunizieren, lässt sich aber persönlich nicht davon beeinflussen,
- ist Sitzungs- und Verhandlungsprofi,
- optimiert Beziehungen zu Politikern,
- kann auch mal als – wissenschaftlich seriöser – Lobbyist tätig werden,
- dirigiert Geldbeschaffungsaktionen,
- ist ein Adept gegenwärtiger Bildungspolitik, Vorbeter in der Marktliturgie für Leistung, Wettbewerb, Profilbildung, Akquisition,
- hat einen hohen Akkomodanzfaktor,
- ist ein Händler mit “wissenschaftlichen” Waren,
- handelt als homo oeconomicus scientificus.
Integration von bildpolkrit in socanalytica
bildpolkrit: Kritik der Bildungspolitik und Umstellung des Bildungswesens wird integriert in socanalytica.blogspot.com .
Die Bezeichnung “bildpolkrit” wird beibehalten (Label: bildpolkrit).
Individuelle Förderung
Sie wird deshalb in den Vordergrund gestellt, weil die Zahl der Absolventen erhöht werden soll ( zur “Erhaltung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit”). Sie ist weder ein Rückgriff auf eine richtige Einsicht Humboldts und anderer noch eine Wohltat für den einzelnen, sondern für dieses Ziel funktional.
Individuelle Förderung heißt Bereitstellung und Benutzung individueller Eigenschaften für fremdgesetzte Zwecke; Entwicklung von Teilen der Persönlichkeit als Beitrag zur Entwicklung des Systems internationaler Konkurrenz, in dem persönliche Eigenschaften instrumentalisiert werden.
Bremen und die Umkehrung der Bildungsreform
Der Rektor der Uni Bremen will ein Institut gründen, in dem Wissenschaftler unkonventionelle Themen erforschen können.
Studiengebühren als Manifestation der Hochschul-Freiheit
“Die Hochschulen müssen auch die Freiheit haben, Studienentgelte zu erheben, um ihr Lehrangebot zu verbessern.” (FDP: Arbeit hat Vorfahrt.)