Obwohl Kontaktlinsen schon seit gut 100 Jahren auf dem Markt sind und vor allem in den letzten Jahrzehnten immer non-invasiver, zuverlässiger und einfacher zu handhaben geworden sind, tragen nur gute 5% aller Deutschen mit Sehbeeinträchtigung bevorzugte Linsenträger, anstelle der guten alten Brille. Noch immer ranken sich so einige Mythen und Vorurteile um die Sehhilfen und während an den meisten nichts oder nur wenig Gefährliches dran ist, gibt es dennoch wiederum andere, denen definitiv geglaubt und ihre Vorgaben eingehalten werden müssen.

Linsen als Medizinprodukt

Da sie eine medizinische Zweckbestimmung haben gelten die zum Ausgleich einer Sehschwäche genutzten Kontaktlinsen als medizinisches Produkt. Als medizinisch gelten Produkte dann, wenn sie eine Besserung der Gesundheit auf primär dem physikalischen Wege erreichten (im Gegensatz zu Arzneimitteln, die metabolisch wirken – also vom Körper aufgenommen werden). Sie sind also etwas, das dem Körper ergänzt wird. Abhängig davon wo ergänzt wird, können medizinische Produkte allerdings bei Nichteinhaltung ihrer Anwendungsvorgaben und nach Ablauf einer gewissen Zeit die natürlichen Aufgaben, Barrieren und Schutzfunktionen unseres Körpers beeinträchtigen – und unsere Augen, eines der empfindlichsten Stellen unseres äußeren Körpers, stehen auf der Liste ziemlich weit oben.

Beeinträchtigung der natürlichen Schutzfunktionen

Unsere Augen sind sehr sensitive Organe, die sich im Normalfall vollkommen selbstständig regulieren. Addieren wir allerdings externe Faktoren wie Linsen, gerät die Balance außer Gleichgewicht und wichtigen Aufgaben können nicht mehr einwandfrei nachgegangen werden. Die wichtigste dieser Aufgaben ist die Versorgung mit Sauerstoff. Unsere Augen atmen; oder zumindest tun sie das ohne Linsen. Wer seine Linsen dauerhaft trägt (vor allem nachts), der verhindert eine ausreichende Sauerstoffzufuhr, was zum Anschwellen der Hornhaut und dementsprechend größeren Öffnungen zwischen den Zellen führen kann. Bakterien haben es so unfassbar leicht einzudringen, und für gefährliche Infektionen zu sorgen.

Apropos Bakterien: eine makellose Hygieneroutine ist für das Tragen von Kontaktlinsen unerlässlich, nicht ohne Grund. Vor allem nachts, wenn die Körperfunktionen auf das Wesentliche reduziert werden, um Erholung und Regeneration zu ermöglichen. Ohne kontinuierlichen Fluss von Tränenflüssigkeit fungieren über Nacht drinnen gelassene Kontaktlinsen als Miniatur-Petrischalen – eine wunderbare Brutstätte für Bakterien und Keime, die ohne Barrieren ins Innere der Hornhaut gelangen können.

Diese beiden Hauptgefahren erhöhen außerdem das Risiko an Keratitis zu erkranken (eine ernstzunehmende Entzündung der Hornhaut), weitere Verschlechterung des Sehvermögens bis hin zur Erblindung, die Wahrscheinlichkeit einer Allergieentwicklung durch das Wundwerden des inneren Augenlides – oder das Einnisten von Parasiten.

Nehmen Sie Packungsanleitungen ernst

Kontaktlinsen sind eine großartige Alternative zur Brille – aber sie kommen mit einer Vielzahl an Verantwortungen. Unsere Augen sind empfindlich und weniger robust und nachsichtig, als andere äußere Körperpartien und um nicht nur weiteren Sehverlust zu vermeiden, sondern vielmehr eine intakte Gesundheit unseres Organs zu garantieren, ist das Einhalten der Gebrauchsanweisung fundamental. Alle medizinischen Produkte sollten auch als solche respektiert werden – für Ihr eigenes Wohl.

Kontaktlinsen über Nacht in den Augen zu behalten, sorgt in Ausnahmefällen nicht gleich zu Infektionen, erhöht allerdings bei wiederholten Vorkommnissen die Risiken für ernstere Gefahren drastisch. Geben Sie Ihren Augen die Zeit, die sie brauchen, um sich für den nächsten Tag zu erholen – oder sie werden auf Dauer gar keine Linsen mehr tragen können.

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Redaktion

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