Ich gestehe: ich war schon am Freitag böse. Richtig böse. Zugegeben. Oder auch nicht, alles eine Frage des Blickwinkels.
Hier die Details, für den Rest der Welt nicht wirklich interessant aber wer weiß...:
Ich bin im Betriebsrat, sogar Vorsitzende, hihi. Soweit so gut. Eigentlich verstehe ich mich mit meinen Kollegen natürlich eher als eine Art Sprachrohr für die Belegschaft. Um so übler eigentlich, wenn man genau das Gegenteil tun muß: die Kündigung von jemandem vorantreiben.
Bei allen negativen Dingen, die unser Konzern besitzt, nämlich eine miserable Lohnpolitik gibt es doch etwas, dass zumindest in unserem Haus anders hervorsticht: wir kündigen ungern. Die meisten Leute ergattern noch irgendwie eine Abfindung, auch wenn sie noch nicht lange im Unternehmen sind. Der Chef läßt sich eine Menge bieten, manchmal habe ich sogar das Gefühl, die Leutchen müßten ihn bepöbeln, bis sie mal eine Quittung bekommen. Nungut.
Letzte Woche hörte ich, dass eine der bei uns beschäftigten Reinigungsfeen, die zwar nur befristet bis Oktober bei uns ist, unglücklich ist. Sie hatte letztes Jahr schonmal während der "Saison" bei uns gearbeitet und war gegangen, weil sie Stress mit einer Kollegin hatte. Dieses Jahr fing sie erst bei uns in der Küche an um dann doch wieder zum Reinigungspersonal zu wechseln: die Arbeitszeiten sagten ihr mehr zu und am Wochenende hatte sie zu 90% frei. Dann erzählte sie einer "ehemaligen" Kollegin aus der Küche, dass sie besser niemals gewechselt habe, das wäre ihr größter Fehler gewesen, die besagte Kollegin vom letzten Jahr war ja immer noch da und die mache ihr, zusammen mit einer anderen Kollegin das Leben zur Hölle.
Wie ich das so hörte, habe ich direkt mal nachgefragt. Die neue Kollegin ist nämlich eine wahre Perle. Überall wo sie putzt, sind die Kollegen ganz begeistert: sie sieht nicht nur den Dreck, nein sie macht ihn sogar weg und das ist was ganz neues hier im Haus! Für den Rest heißt es nämlich oft, bzw. eigentlich immer: die Ecken sind rund, gebückt wird sich nicht und wer einen Fleck findet, wartet dass ein anderer ihn wegmacht. Besagt Kollegin hingegen, putzt leidenschaftlich gern, deswegen macht sie den Job auch. Und sie bückt sich auch, weil Flecken meistens nicht in Augenhöhe umherirren. Die anderen Kolleginnen hingegen mögen das gar nicht. Besonders zwei Damen stänkern beständig an ihr herum: sie solle das doch nicht putzen, das machen sie ja auch nicht. Einige Putzjobs werden morgens von der Abteilungsleitung verteilt. Das dynamische Duo mischte sich, bevor die Arbeitsverteilung starten konnte, bzw. die Abteilungsleitung zugegen war, gerne ein: sie wollten besagter Kollegin befehlen, wo sie zu arbeiten hätte, vorzugsweise an Orten, die ihnen selber wohl nicht so lagen - oder nach dem Motto: wer nichts zu sagen hat, ist selber schuld. Oder es kamen Sprüche wie: Du kriegst hier nächstes Jahr sowieso keinen Job mehr...
In den Pausen wurde ihr kaum Platz am Tisch zugestanden, ihre Sache beiseite geschoben, nahezu täglich ein Stuhl mit Absicht ins Knie gerammt...so kleine Sticheleien, immer wieder.
Beide Kolleginnen sind der Geschäftsleitung und ihren Abteilungschef schon einige Zeit ein Dorn im Auge. Zu recht leider. Sie haben nicht nur eine große Klappe (wogegen ansich nichts zu sagen ist), drücken sich vor der Arbeit, nein, die eine, nennen wir sie Kollegin A. hat sich neulich auch noch ausdrücklich gegen eine Anweisung vom Verwaltungsleiter aufgelehnt, einen Streit vom Zaun gebrochen, der völlig unnötig war und unseren wirklich gutmütigen Chef völlig verärgert. Der ist leider manchmal so nett, dass er ihr für ihr impertinentes und unnötiges Verhalten noch nichtmal eine Abmahnung aufdrücken wollte. Nachdem mir die Kollegin aber ihr leid erzählt hat - und das nur auf Aufforderung meinerseits, weil sie keinen weiteren Ärger mit den Damen haben will, war ich echt in Mörderstimmung. Das ist Mobbing und ich hasse sowas. Selbst nix können und nix tun und die einzige Kraft weit und breit, die ihren Job gutmacht vergraulen......
Ich also den Chef in mein Büro gezergelt und ihm die Story erzählt. Inklusive der unbestätigten Meldung, dass bei der feudelfreudigen Kollegin am Tag vor unserem Gespräch in der Nacht das Telefon pausenlos klingelte (man hatte wohl läuten hören, dass wir vom BR mit der Dame sprechen wollten......und obwohl man es natürlich nicht beweisen kann, liegt der Verdacht sehr nahe, wer da Klingelstreiche machte...)und das die Impertinente sich im Aufenthaltsraum der Putzdamen gerne nochmal lustig machte über unseren Chef und wie sie ihm die Meinung gegeigt hatte inkl. Verweigerung seiner Anweisung.
Als ich ihm dann sagte, dass die Damen ihn nicht ernstnehmen, ihn sogar nachäffen und sich lustig machen, da platzte ihm endlich der Kragen und er war bereit was zu unternehmen. Ich auch. Eigentlich finde ich es grauenvoll, wenn jemand gehen muß. In diesem Fall fänd ich es grauenvoll, wenn sie bleiben und weitermachen können mit ihren kleinen 4-Augen Intrigen.
Eben haben wohl beide ihre Kündigungen erhalten. Die eine saugte gerade den Flur vor meinem Büro, kam fast schon erwartungsgemäß auf mich zu und war tief empört, dass sie und ihre Kollegin die Kündigung bekommen haben (aus betriebsbedingten Gründen). Ich bin mir sicher, dass da nochwas kommt. Und das sie (noch) nicht weiß, das wir vom BR immer vor Aushändigung einer Kündigung wissen, wer eine bekommt. Gehen die Damen zum Anwalt um dagegen zu klagen? Wir dürfen gespannt sein. Eine verhaltensbedingte Kündigung wäre sicherlich auch möglich aber schwieriger zu beweisen. Wenn der eine den anderen Kollegen nur dann verbal attackiert, wenn sie alleine sind, steht immer Aussage gegen Aussage. Anonyme Anrufe, Stuhlattacken etc. sind schlecht bzw. gar nicht nachweisbar. Frechheit gegen den Chef schon.....
Insgesamt beweist sich hier leider mal wieder, das zu viele Frauen auf einem Haufen nicht immer nur schön sind........