Die provisorische parlamentarische Republik 1870 – 1875

Frankreich führte auch als provisorische Republik den Deutsch-Französischen Krieg weiter. Nach ihrem Sieg bei Sedan drangen jedoch die deutschen Truppen weiter in Frankreich ein und belagerten schließlich die Hauptstadt Paris. Für die Verteidigung der Hauptstadt standen dem Kommandeur die Soldaten, die der Schlacht bei  Sedan entkommen waren, zur Verfügung, ebenso eine Brigade von Matrosen. Ein weiteres großes Kontingent stellte die Nationalgarde. Letztere war eine Art Volksbewaffnung, die in Paris erstmals während der Französischen Revolution aufgestellt worden war. Sie bestand aus Arbeitern und Bürgern, die das Recht hatten, ihre Offiziere und Unteroffiziere selbst zu wählen. Diese „Garde Nationale“ wurde neben der regulären Armee aktiviert. So rekurrierte man 380.000 Bewaffnete zur Verteidigung der Hauptstadt.

Insgesamt war aber die Streitmacht der deutschen Belagerer so überlegen, dass die Verteidiger am 28.01.1871 aufgaben. Es kam zu einem Waffenstillstand, der es der Regierung der nationalen Verteidigung ermöglichte, eine Nationalversammlung wählen zu lassen. Diese trat im Februar 1871 in Bordeaux zusammen, das nicht von den Deutschen besetzt war. Diese Nationalversammlung bestätigte Adolphe Thiers als  Vorsitzenden der französischen Regierung. Thiers hatte dann die Friedensverhandlungen mit Bismarck zu führen. Der Friede wurde im Mai 1871 in Frankfurt geschlossen. Frankreich musste Elsass-Lothringen abtreten und 5 Millionen Francs als Kriegsentschädigung bezahlen. Das empfanden viele Franzosen als Demütigung.

Die Pariser Kommune

In der Zeit der Friedensverhandlungen wurde aber auch die Pariser Nationalgarde aktiv. Sie begründete das „Zentralkomitee der Nationalgarde“ das am 17. März die Macht in Paris übernahm und freie Wahlen durchführen ließ. Damit begann der „Aufstand der Pariser Kommune“ und Thiers wechselte mit seiner Regierung nach Versailles. Truppen der französischen Regierung unter dem Befehl von Marschall Mac-Mahon schlugen den Aufstand der Kommune nach 72 Tagen blutig nieder. Er war am 28. Mai 1871 beendet. Bis dahin forderte er mehr Tote als die gesamte Revolution 1789.

Während ihrer kurzen Regierungszeit hatten die Kommunarden bereits zahlreiche Dekrete erlassen, die das Leben der einfachen Bevölkerung verbessern sollten. Daneben gingen sie auch andere Reformen an, wie die Trennung von Kirche und Staat oder die Frauen-Emanzipation. Nach Meinung von Historikern wurden ihre Konzepte zu einem ersten Vorbild für die späteren Rätedemokratien in Europa.

Adolphe Thiers

Adolphe Thiers lebte von 1797 bis 1877. Er war ein französischer Politiker und Historiker, der aus dem Journalismus kam und im Laufe seiner Karriere verschiedentlich Staatsämter innehatte. 1863 schloss er sich den Kritikern von Napoleon III. an. Am 30. August 1871 wählte die Nationalversammlung Thiers zum ersten Präsidenten der Dritten Französischen Republik. Während seiner Präsidentschaft wuchs aber der Einfluss der Monarchisten. 1873 musste Thiers unter dem Druck seiner monarchistischen Gegner zurücktreten.

Click to rate this post!
[Total: 0 Average: 0]

Redaktion

Unser Redaktionsteam veröffentlicht regelmäßig interessante Beiträge über verschiedenste Bereiche des Lebens. Haben Sie ein spannendes Thema und würden gerne darüber einen Artikel schreiben? Nehmen Sie gerne Kontakt mit uns auf.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert